Zum Inhalt springen
Stuttgart-Nepal 2018: Mongolei 1

Quer durch die Mongolei – Teil 1: Der Norden, Naadam und Ulaanbaatar

Sie reiten um die Wette mit dem Steppenwind… in diesem Fall nicht die tausend Mann aus dem 80er-Jahre-Song von Dschingis Khan, sondern nur wir zwei, Ralf und ich. Aber die Kulisse ist die Gleiche wie damals beim ollen Dschingis und wir fühlen uns auf unseren „Stahlrössern“ ähnlich verwegen. Wir sind in der Mongolei! Ein langgehegter Traum wird endlich Wirklichkeit.

Nach zwei Monaten und sechs Tagen Reisezeit, mehr als 16.000 Kilometern (davon fast die Hälfte allein durch Russland) und über vier Stunden Grenzprozedur (davon die meiste Zeit im russischen Zoll) haben wir das 14. Land auf unserer Reise erreicht. Ein tolles Gefühl.

Stuttgart-Nepal 2018 - Ankunft in der Mongolei
Dieser Torbogen direkt hinter der Grenze ist der erste von vielen auf unserem Weg durch die Mongolei. Wir kennen diese Art der Begrüßung aus Russland, aber hier sind die Torbögen meist das einzige „Bauwerk“ in weitem Umkreis.

Dieser Torbogen direkt hinter der Grenze ist der erste von vielen auf unserem Weg – jede Provinz und größere Stadt begrüßt Reisende auf diese Weise – und er führt gefühlt in eine andere Welt. Zwar ist die Hauptstraße hier im Norden der Mongolei noch geteert, aber davon mal abgesehen werden die typischen Klischees vom ersten Augenblick an perfekt bedient. Malerisch in die Landschaft platzierte weiße Flecke entpuppen sich bei näherem Hinsehen als Jurten (die eigentlich Ger heißen) und werden schnell zum gewohnten Bild. Pferde, Kühe und andere Nutztiere laufen frei herum und sind in der weiten, eigentümlich „leeren“ Landschaft oft die einzigen Fixpunkte, an denen sich das Auge festhalten kann.

Naadam auf dem Land – und wir mittendrin

Naadam heißt soviel wie Wettbewerb oder Spiel und ist das Nationalfest der Mongolei. Vom 11. bis 14. Juli ist deswegen das ganze Land im Ausnahmezustand, die Grenzen sind geschlossen und überall messen sich Athleten in den traditonellen Sportarten Pferderennen, Bogenschießen und mongolisches Ringen. Das größte Naadam-Fest findet natürlich in Ulaanbaatar statt und ist ein gewaltiges Spektakel. Wir sind einen ganzen Monat zu früh dran, als wir die Mongolei am 17. Juni betreten und haben es eigentlich schon abgeschrieben, ein Naadam-Fest zu erleben. Man kann halt auf so einer langen Reise nicht überall zum perfekten Zeitpunkt sein.

Aber pretty Mongolia präsentiert uns gleich am ersten vollen Tag im Land eine tolle Überraschung. Als wir von unserem Übernachtungsort Darkhan aus gemütlich gen Ulaanbaatar zuckeln, sehen wir an einer Stelle zig Autos auf eine Erdpiste abbiegen. Wir sind neugierig und haben eh den ganzen Tag Zeit für knappe 250 km Teerstraße, also folgen wir den Einheimischen einfach mal. Hinter dem ersten Hügel sind wir schon am Ziel – und können unser Glück kaum fassen: ein Mini-Naadam!!! Die besten Athleten aus den Regionen dürfen wohl beim „großen“ Naadam in der Hauptstadt mitmachen und deshalb sind schon früher Vorausscheidungen im ganzen Land. Und genau in eine solche sind wir geraten.

Als wir unsere Mopeds irgendwo zwischen den vielen Pickups, Vans und Autos parken wollen, winkt uns ein Polizist. Er lotst uns an den Rand des Parkplatzes, direkt neben die Polizeiautos. Dort seien unsere Mopeds sicher und wir könnten in aller Ruhe das Fest genießen, sie würden schon aufpassen. Coole Sache, denn die Polizisten stehen zu ihrem Wort, teilweise sogar zu viert.

Stuttgart-Nepal 2018 - Mongolei - Naadam
Unsere Mopeds werden gut bewacht von der Polizei – teilweise in Mannschaftsstärke von vier Mann.

Wir bedanken uns, schnappen die Fotoapparate und machen uns auf, das farbenfrohe Spektakel zu erkunden. Erster Eindruck: Vom Prinzip ein Volksfest wie bei uns, mit Kinderbelustigung, Krammarkt und Fressmeile. Aber allein schon die traditionellen Trachten und die für unsere Augen ungewohnt vielen Pferde machen das Fest zu etwas Besonderem. Alt und Jung sind auf den Beinen und wir sehen keinen einzigen Touristen. Mehr Glück kann man gar nicht haben, oder?

Ringen und Reiten – die Wettbewerbe

Wir schauen eine Weile beim Ringen zu, während sich die Kinder auf jungen Pferden zum Siebenkilometer-Rennen bereit machen. Der Start läuft sehr gemächlich ab. Nach Aufrufen ihres Namens reiten die Kids in kleinen Gruppen die sieben Kilometer zum eigentlichen Start des Rennens. Das Ziel ist dann unter großem Hallo wieder auf dem Festgelände. Wie fast alle anderen Besucher verfolgen wir den Zieleinlauf natürlich mit Spannung. Die dritte Disziplin wäre Bogenschießen, aber mittlerweile ist es fast vier Uhr und wir verabschieden uns schweren Herzens Richtung Ulaanbaatar. Ohnehin haben wir in den paar Stunden schon so viel mongolische Lebensfreude erlebt, dass wir noch tagelang total geflasht sind von „unserem“ Naadam auf dem Land. Und vielleicht ist es gar nicht so schlecht, jetzt aufzubrechen, denn auf dem Dreckweg Richtung Teerstraße liegt schon die erste Schnapsleiche. In dieser Hinsicht sind solche Feste wohl doch überall auf der Welt gleich.

Ulaanbaatar – eine Woche in der Hauptstadt der Mongolei

Ulaanbaatar begrüßt uns mit Verkehrschaos vom Feinsten. Das Erste, was uns beim Schlängeln durch den dichten Verkehr auffällt: Der Stau scheint in der Mehrzahl aus Toyotas zu bestehen. Besonders stark vertreten das Hybridmodell Prius, meist als Rechtslenker. Beim späteren Googlen lernen wir, dass Elektro- und Hybrid-PKWs in der Mongolei steuerfrei und damit supergünstig sind. Dank des starken Elektroantriebs starten sie außerdem auch im Winter zuverlässig. Ein sehr wichtiges Argument, denn Ulaanbaatar ist die kälteste Hauptstadt der Welt mit Durchschnittstemperaturen im zweistelligen Minusbereich.

Stuttgart-Nepal 2018 - Mongolei 1
Der Stadtverkehr in Ulaan Baatar besteht zu gefühlt 80 Prozent aus Autos der Marke Toyota – allen voran das Hybridmodell Prius.

Unser Ziel ist das traditionelle Overlander-Guesthouse Oasis, wo wir sogar ein Zimmer für uns allein bekommen. Alternative wäre eine Jurte gewesen, aber die einzig noch verfügbare ist dunkel und muffig, da ist mir das Zimmer lieber. Das Publikum im Oasis ist international und total interessant.  Wir verbringen Tage und Abende damit, Reisegeschichten auszutauschen und bekommen viele Tipps von Leuten, die die Mongolei von West nach Ost durchquert haben und somit daher kommen, wo wir erst noch hinwollen. Lustiges Detail am Rande: Die ersten Deutschen, die uns bei der Ankunft begrüßen, sind Ruben und Renan aus Stuttgart-Hedelfingen – die wohnen keine 500m von uns weg.

Ein paar Tage nach uns kommen auch Axel und Suse an – und schaffen es tatsächlich, sich vor uns auf den Weg gen Westen zu machen. Sie haben etwa die gleiche Route wie wir, aber wir müssen noch auf Ralfs in Deutschland bestellte Gabelsimmeringe warten, deshalb haben wir noch ein paar Tage länger Zeit, Ulaabaatar zu erforschen. Eine Story für sich: die Gabelsimmering-Abholaktion. Und ein paar Eindrücke aus Ulaanbaatar.

Tagestour zum Dschingis Khan-Denkmal

Jeden Tag, den wir im Oasis verbringen, versuchen wir uns aufzuraffen, zum Dschingis Khan-Denkmal zu fahren, das rund 50 km östlich von Ulaanbaatar liegt. Und jeden Tag ist es irgendwann Nachmittag und wir sitzen immer noch gemütlich mit dem einen oder anderen Reisenden zusammen. Nach Ralfs Schrauberaktion wären wir abreisebereit, können uns aber irgendwie noch nicht vom Oasis trennen, also ist es endlich soweit. Wir hängen noch einen Tag dran und machen eine Tagestour mit den Mopeds – so können wir auch gleich sehen, ob Ralfs Gabel jetzt dicht ist.

Annemiek aus Holland hatte uns zwar vorgewarnt, das Dschingis Khan-Denkmal sei sehr touristisch und „plastic fantastic“, aber wir finden es trotzdem imposant. Das Innere ist ein Museum und man kann dem Pferd auf den Kopf steigen. Beides schenken wir uns, weil uns die knapp über lebensgroße Bronzearmee auf dem Gelände viel besser gefällt – da passt die Basic doch richtig gut rein, oder? Achso, den neuesten Schrei in Sachen Customizing können wir bei der Gelegenheit auch gleich bewundern: Vorhang auf für den Teppichfighter.

Der Tag hat sich echt gelohnt, Ralfs Gabel ist auch wieder dicht, also sind wir bereit zum eigentlichen Abenteuer.

Möchtest du mehr lesen?

Hier geht es zu den anderen Teilen unserer Mongoleireise:
Abenteuer Mongolei – Teil 2: Nord? Süd? Ab durch die Mitte!
Weiter geht’s durch die Mongolei – des Abenteuers 3. Teil
Am Ende wird alles gut: der nasse Trip durch den Westen der Mongolei

18 Gedanken zu „Quer durch die Mongolei – Teil 1: Der Norden, Naadam und Ulaanbaatar“

    1. Ja, das ist schon etwas ganz Besonderes 🙂 Wir sind echt dankbar, dass wir ausgerechnet an einem Sonntag da lang gefahren sind und das Fest gefunden haben 🙂

  1. Wir wollen im April 2019 aufbrechen. Ziel Mongolei und dann Bhutan. Der Rest ist noch offen. Euer Bericht ist spitze!
    Danke und Gruß Günther und Sonja

    1. Hallo ihr beiden,
      Mongolei lohnt sich echt – für mich bisher das absolute Highlight, aber nix für Vegetarier 😉 Euch fröhliches Planen und einen guten Start 🙂
      Viele Grüße Ralf und Birgit

          1. D.h. ihr wollt auch in die Mongolei? Gute Wahl, das Land ist der Hammer. Und ab 2020 sollen auch die Hauptverbindungsstraßen alle geteert sein, so dass ihr auch mit euren Mopeds da durchkommt.

  2. Hallo Ihr Lieben, endlich bin ich dazu gekommen, Eure Reise im Web ein bisschen mitzuerleben. Liebe Birgit, danke für die tollen Berichte samt Fotos. Ich freue mich sehr für Euch, dass Ihr Eurem Traum leben könnt und wünsche Euch weiterhin viel Glück, „heile“ Mopeds und viele glückliche Momente!
    Viele liebe Grüße an Euch beide,
    Margarete

    1. Vielen Dank, liebe Margarete, und ja, es ist echt ein Traum, die bisherigen drei Monate vergingen wie im Flug 🙂 Dir auch eine schöne Zeit 🙂

  3. Ist ja echt der Hammer, dass ihr Leute in der Mongolei trefft, die keine 500 m von euch Zuhause weg wohnen.
    Wie ist das so mit dem Essen dort, gibt es wirklich nur gekochtes Fleisch, kein Gemüse, keinen Salat?

    1. Das Essen ist in der Mongolei echt der größte Nachteil. In Ulaanbaatar gibt es natürlich alles, in größeren Dörfern wie Ulaangom oder Ulgii wenigstens ne Minimalauswahl, aber auf dem Land kannste froh sein, wenn du im Supermarkt mal mehr bekommst als Kartoffeln und/oder Zwiebeln. Und das Fleisch ist auch nicht wirklich appetitlich – diesbezüglich war danach der russische Altai das Paradies. Endlich wieder eindeutig erkennbares Fleisch, endlich wieder frisches Obst und Gemüse. Aber man überlebt auch in der Mongolei und die Landschaft macht die eingeschränkte Versorgung mehr als wett.

  4. It was great meeting up with you in Kazakhstan- always like meeting keen travellers. Have been reading your blog – that is a pretty impressive map!
    I mentioned a map that we always use, but Ralf was under the impression you had to have Internet to use it, but that is it’s beauty, once you download the map for the country, you can use it offline, and it shows you where you are by GPS. It even shows a lot of walking tracks. We’ve used it in as diverse places as Europe, China, Suriname, Guyana, Peru, Australia, not to mention Kazakhstan, and it has NEVER been wrong. We love it and recommend it to everyone. You can also drop pins to show where your hotel etc is.
    You just download the app. maps.me And then go into it and download the country you want. Some countries will have more than one map, and you just download the area you want.
    Continue to have a great trip………
    Dianne & Murray, the „older“ Australians

    1. Hello Dianne, that is great advice, we will check it out for sure 🙂 And we wish you a great trip too… We have to go to Bishkek tomorrow to hopefully find some bearings for my motorcycle on Monday. Keep your fingers crossed 🙂

  5. Pingback: Abenteuer Mongolei - Teil 2: Ab durch die Mitte - travel2wheels goes Nepal

  6. Pingback: Weiter geht's durch die Mongolei - des Abenteuers 3. Teil - travel2wheels - Motorradreisen und mehr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »