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Übernachten unterwegs: Unterkunft vorbuchen oder auf „gut Glück“ losziehen?

In letzter Zeit hatten wir in verschiedenen Foren und Stammtischen öfter das Thema „Übernachtung auf Motorradreisen“. Für die meisten liegt die perfekte Unterkunft irgendwo zwischen Zelt und 5-Sterne-Luxushotel. Aber schon bei der Frage, ob man besser vorbucht oder einfach auf „gut Glück“ loszieht, scheiden sich die Geister.

Beides hat Vor- und Nachteile, besonders wenn man jeden Abend eine schöne Unterkunft zu einem bezahlbaren Preis haben und trotzdem flexibel bleiben möchte. Unsere Lösung möchte ich heute gerne mit euch teilen.

 

So wie wir reisen, möchten wir auch übernachten

Wer uns kennt, der weiß, dass wir keine Freunde des einfachen „Abfahrens“ daheim vorgeplanter Routen sind. Wir lassen uns auf Reisen am liebsten treiben und möchten ohne starren „Fahrplan“ einfach entdecken, genießen und Land und Leute kennen lernen. Dazu gehört es, so lange an einem schönen Ort bleiben zu können, wie wir mögen – ohne ein vorgebuchtes Hotel im Nacken, wo man an einem bestimmten Tag sein muss. Oder auch mal Abstecher zu machen, von denen man daheim noch gar keine Ahnung hatte, einfach weil es dort schön ist. Im Gegensatz zum Alltag mit seinen beruflichen und privaten Terminen und Verpflichtungen genießen wir unterwegs die Freiheit, jederzeit die Richtung ändern zu können, wann immer uns danach ist. Deswegen planen wir unsere Route für einen Tag – wenn überhaupt – frühestens am Vorabend.

Zu dieser Art des Reisens müssen auch unsere Unterkünfte passen. Zelt oder Hotel, Pension oder Ferienwohnung – das ist für uns keine Glaubensfrage, wir wählen aus allen Möglichkeiten einfach diejenige aus, die gerade zu unserer Stimmung passt. Wenn uns danach ist, direkt vom Bett aus ins Meer zu springen, zelten wir am Strand. Nach ein paar Tagen campen mal wieder ne eigene Dusche haben? Dann buchen wir ein Zimmer. Und wenn es darum geht, hautnah zu erleben, wie die Menschen im jeweiligen Land leben, geht nichts über ein kleines Bed & Breakfast oder ein Privatzimmer – die gibt es mittlerweile überall im europäischen Ausland.

 

Unterkunft vorbuchen oder vor Ort suchen – die beiden einzigen Möglichkeiten?

Kein Zimmer vorgebucht zu haben, heißt häufig, dass man den halben Nachmittag damit zubringt, ein Hotel nach dem anderen abzuklappern statt noch einen oder zwei schöne Pässe mitzunehmen oder den Sonnenuntergang in der Natur zu genießen. An den besseren Tagen ist die Unterkunft schnell gefunden, vielleicht macht man sogar durch Zufall einen echten Glücksgriff. Aber jeder kennt auch die anderen Tage, an denen wirklich alle schönen Unterkünfte schon belegt sind. Wohl oder übel verbringt man dann die Nacht entweder in einer üblen Absteige, die man freiwillig nie gebucht hätte, oder in einem Luxusschuppen, der zwar nett, aber weit außerhalb des eigenen Budgetrahmen angesiedelt ist.

Wer diese beiden Möglichkeiten um jeden Preis vermeiden möchte, greift oft zum anderen Extrem: sich zu Hause die Unterkünfte nach eigenem Gusto zusammenstellen und die Reise komplett vorbuchen, was aber bedeutet, dass man wie mit einer Reisegruppe von Unterkunft zu Unterkunft fahren MUSS, ohne jegliche Flexibilität, will man nicht teure Stornokosten riskieren.

Wir mögen beides nicht und müssen es zum Glück auch nicht, denn es gibt eine recht einfache Lösung, spontan zu bleiben und trotzdem jeden Abend eine schöne Unterkunft zu haben.

 

Wie wir unterwegs ohne viel Aufwand eine tolle, bezahlbare Unterkunft finden

Okay, Butter bei die Fische, wie gehen wir vor? Wir nutzen die Segnungen der modernen Technik und buchen online von unterwegs aus, das ist das ganze Geheimnis. Wenn man einige Dinge beachtet, braucht man dazu noch nicht mal sein Handy oder Tablet mit einem (unter Umständen teuren) Auslandsdatentarif auszustatten.

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem Online-Buchungsportal booking.com gemacht. Dort sind nach unserem Gefühl mehr nette B&Bs und private Unterkünfte im europäischen Ausland gelistet als anderswo. Wenn man einen (kostenlosen) Account hat, ist die Buchung an sich mit wenigen Klicks erledigt und man bekommt außerdem sofort eine verbindliche Bestätigung.

Es gibt aber auch andere Portale, schaut euch einfach daheim schon an, welches euch am ehesten liegt. Falls ihr keinen Laptop mit auf die Reise nehmen möchtet, wählt ein Portal, das auch eine mobile App für Smartphone oder Tablet anbietet. So könnt ihr sogar unterwegs schnell sehen, wo es in der Region noch freie Unterkünfte gibt, statt lange suchen zu müssen. Oder ihr bucht euer Bett für die Nacht gemütlich in der Mittagspause, was aber entweder einen Pausenort mit WLAN oder einen entsprechenden Datentarif auf eurem Smartphone/Tablet voraussetzt.

Deswegen haben wir es uns angewöhnt, die neue Unterkunft immer von der aktuellen aus zu buchen. Da sind wir mittlerweile recht eingespielt. Am Vorabend oder spätestens morgens beim Frühstück schauen wir auf die Karte und überlegen, in welche Richtung es an diesem Tag gehen soll. So sind wir spontan genug, beispielsweise die Wettervorhersage oder auch Tipps unserer aktuellen Gastgeber zu berücksichtigen. Die wohnen schließlich in der Gegend und kennen oft genau die tollen Orte, die wir allein nie gefunden hätten.

Wenn wir wissen, wo in etwa wir abends sein werden, schauen wir auf booking.com nach freien Unterkünften, die unseren Vorstellungen entsprechen. Man kann nämlich die Unterkünfte nicht nur nach Orten, sondern auch gröber nach Regionen filtern, so dass wir meist in einem größeren Umkreis schauen.

 

Das oft große Online-Angebot nach unseren Vorstellungen filtern

Wie jedes Buchungsportal bietet auch booking.com die Möglichkeit, die Unterkünfte nicht nur regional, sondern auch nach nach Art (Hotel, Pension, B&B etc.) und preislich einzugrenzen. Außerdem kann man nach bestimmten Ausstattungsmerkmalen filtern. Wir wählen genau zwei Filter, nämlich „kostenloses Wi-Fi“ und „privater Parkplatz“. Letzteres ist klar, denn wie alle Motorradreisenden haben auch wir am liebsten einen sicheren „Schlafplatz“ für Basic und TDM. Und kostenloses Wi-Fi schont den eigenen Datentarif, weil man abends oder beim Frühstück einfach und stressfrei nach dem Wetter schauen, E-Mails checken oder eben die nächste Unterkunft buchen kann.

Sind die Filter gesetzt, interessieren mich noch die Bewertungen. Bei booking.com ist der höchste Wert eine 10, die aber natürlich kaum eine Unterkunft hat. Wir wählen am liebsten Unterkünfte mit 9er- oder 8er-Bewertungen. Ganz wichtig ist auch, die Kommentare zu lesen, weil die nackten Zahlen wenig aussagen. Denn jeder Reisende hat andere Vorlieben. Während die Unterkunft für den einen „unter aller Sau“ ist, weil eine Auswahl verschiedener Kopfkissen fehlt, mokiert der nächste das „lieblose Frühstück“ oder die Lage an einer Hauptverkehrsstraße. Wer seine eigenen Vorlieben kennt, kann aus den Kommentaren zu den Bewertungen jede Menge nützlicher Infos ziehen. Dazu zwei Beispiele:

Wir lieben z.B. ein gutes Frühstück mit regionalen Zutaten oder Unterkünfte mit besonderem Flair. So haben wir beispielsweise in Enna auf Sizilien ein Privatzimmer gebucht, das entgegen unserer normalen Vorlieben keinen Parkplatz hatte, wohl aber eine Bewertung von 9,8 und in jedem Kommentar wahre Lobeshymnen auf das Frühstück. Und es war wirklich das beste Frühstück in unserem kompletten Sizilienurlaub. Ein Auszug aus unserem noch nicht veröffentlichten Reisebericht dazu: „Der große Esstisch im lichtdurchfluteten Wohnzimmer von Patricia und Guiseppe biegt sich fast unter all den Köstlichkeiten. Die beiden machen so viel wie möglich selbst und das schmeckt man. Die Eier sind von ihren eigenen Hühnern, wahlweise gekocht, gebraten oder als Rührei. Natürlich selbstgemachte Marmelade, die Tomaten, Gurken und Paprika sind aus dem eigenen Garten, sogar die Croissants hat Patricia frisch für uns gebacken. Joghurt, Käse, Wurst und Schinken sind zwar gekauft, aber auch hier bekommen wir ausgesuchte sizilianische Spezialitäten serviert. Dazu frisch gepressten Orangensaft und einen superleckeren Cappuccino. Luxus pur, den wir ausgiebig genießen.“

Ein paar Tage später haben wir in Milazzo bewusst ein B&B gewählt, das zwar wegen des mageren Frühstücks nur mittelmäßig bewertet war, aber einen abschließbaren Innenhof für die Mopeds hatte und zudem direkt am Hafen lag. Das Frühstück war uns diesmal ausnahmsweise egal, weil wir eh früh aufstehen wollten, um eine ganztägige Bootsfahrt auf die liparischen Inseln zu machen. Und natürlich sollten die Mopeds da nicht den ganzen Tag einfach an der Straße auf uns warten müssen. Bewertung ist also nicht gleich Bewertung – es kommt darauf an, was euch wichtig ist und welchen Nutzen die jeweilige Unterkunft für euch haben soll.

Für uns ist die beschriebene Vorgehensweise der richtige Kompromiss aus toller Unterkunft und größtmöglicher Flexibilität. Wenn uns zwischendurch mal nach Campingplatz ist, dann buchen wir den genauso online. Und wenn „wild campen“ angesagt ist, muss eben für die nächste Zimmerbuchung der Datentarif vom Smartphone herhalten – oder wir halten mal mittags an einem Hotel oder Restaurant mit kostenfreiem Wi-Fi.

 

Und ihr so?

Nun interessiert uns natürlich, was euch bei der Unterkunftssuche wichtig ist und wie ihr genau die Unterkünfte findet, die eine Reise für euch erst schön machen. Wir freuen uns auf eure Tipps und Kommentare.

6 Gedanken zu „Übernachten unterwegs: Unterkunft vorbuchen oder auf „gut Glück“ losziehen?“

  1. Ist noch nicht lange her als ich für meine Touren immer alle Unterkünfte im Voraus gebucht habe. Unterwegs hat dann meistens auch nichts geklappt wie eigentlich geplant. Nichts gegen die gebuchte Unterkunft, doch entweder bin ich schneller voran gekommen als geplant und stehe schon kurz nach Mittag vor der Unterkunft oder aber, irgend etwas ist dazwischen gekommen und ich komme erst spät in der Nacht an meinem Ziel an.

    Heute bin ich etwas flexibler. Vor der Tour informiere ich mich über die gewählte Route. Suche mir Sehenswürdigkeiten, interessante Strecken und auch mögliche Übernachtungsmöglichkeiten heraus. Unterwegs nutze ich dann meistens booking.com um zu sehen wo es noch Platz für einen müden Reisenden hat. Allerdings versuche ich meistens, direkt beim Anbieter zu reservieren. Die ganzen Portale machen es einem zwar sehr bequem, doch die Unterkunft muss für diesen Dienst meist teuer bezahlen und dann noch einen Tiefstpreis garantieren.

    1. Hallo Marco,

      wie machst du das „beim Anbieter reservieren“ genau? Rufst du da an? Bei Hotels und Pensionen könnte ich mir vorstellen, dass man auch einfach direkt hinfahren könnte. Wenn es allerdings um Privatzimmer geht, sollte man schon vorher (telefonisch oder über ein Portal) reservieren, damit die Gastgeber sich darauf einstellen können.

      Telefonisches Reservieren direkt beim Anbieter geht – so finde ich – auch nur dann richtig gut, wenn du erstens die Landessprache sprichst und zweitens mit den teilweise sehr happigen Roaming-Kosten leben kannst, die das Telefonieren im Ausland oft mit sich bringt. Bei den Sprachen habt ihr Schweizer es ja sowieso schon besser, weil ihr mehrsprachig aufwachst 🙂

      Viele Grüße
      Birgit

  2. Wir fahren eigentlich immer so los, ohne Buchungen. Bisher hat das auch immer super funktioniert. Bedingungen sind aber auch eher einfach: bezahlbar, sauber, und die Motorräder stehen sicher. Aber der letzte Punkt hat uns nie Sorgen bereitet. Die Hotels/Pensionen waren IMMER hilfsbereit und kreativ. Und sei es, das sie die eigene Garage für uns geräumt haben über Nacht. Worum ich persönlich einen ganz großen Bogen mache, sind Biker Hotels. Den dort überteuerten Service bekomme ich in jedem kleinen Landhotel genauso gut – und günstiger. Grade weil man nie abschätzen kann, wie weit man am jeweiligen Tag kommt, machen Buchungen in meinen Augen keinen Sinn. Wenn es heiß ist, fährt man weniger. Wenn es schüttet wie ungescheit, fährt man weniger. Bei perfektem Wetter fährt man viel länger. Wozu sich also selber Druck machen, am Abend irgendwo sein zu MÜSSEN auch wenn man eigentlich nicht mehr kann oder mag, Oder weiter möchte, weil es einfach perfekt läuft?

    1. Ich finde, das Wichtigste ist, flexibel zu bleiben und seine eigenen Wünsche/Grenzen zu kennen. Wenn ich weiß, dass ich abends in einer wirklich tollen Unterkunft sein kann, spare ich mir das Suchen, muss nicht irgendein langweiliges 08/15-Hotel nehmen und kann länger/entspannter fahren. Wenn ich andererseits noch gar nicht weiß, wo in etwa ich abends sein werde, macht selbst kurzfristiges Buchen keinen Sinn.

      Deswegen sind wir auch offen und undogmatisch, weder in die eine noch in die andere Richtung. Wir entscheiden je nach Tagesform. Was wir aber immer meiden, sind Hotels – und zwar sowohl Bikerhotels als auch „normale“. Direkt bei Einheimischen wohne ich am liebsten. Aber auch Zelten mag ich oder am Strand schlafen oder oder oder…

  3. Wir sind auch gerne mit dem Motorrad unterwegs und oft fällt es uns schwer, spontan ein Motorrad Hotel zu finden. Es stimmt, dass man oft dann irgendwo endet, wo man eigentlich nie gebucht hätte. Deswegen haben wir bisher eigentlich immer vorgebucht.

  4. Ich denke auch, dass man auf Reisen vor allem mit dem Motorrad flexible sein kann und darf. Ich bin ebenfalls kommendes Wochenende mit meinem Motorrad unterwegs und suche ein Hotel für eine Übernachtung. Hoffentlich finde ich dabei ein gutes Motorrad-Hotel, was mir zusagt.

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