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MZ ETZ 250 peoplefotografie

Nostalgie pur: Meine MZ wird wieder zum Leben erweckt

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Über 20 Jahre lang lag sie in Teilen bei meinen Eltern auf dem Dachboden, jetzt sieht sie fast schon wieder wie ein komplettes Motorrad aus – meine alte ETZ 250. Die grüne MZ war mein erstes eigenes Motorrad und wird gerade von meinem Vater wieder zum Leben erweckt, in der letzten Woche tatkräftig unterstützt von Schrauber-Azubi Ralf.

Die MZ und ich

Die MZ und ich fanden 1995 zusammen, als ich nach zwei Jahren im platten Hamburg wieder nach Frankfurt umzog. Den Motorradführerschein hatte ich schon 1991 gemacht, aber für einen eigenen fahrbaren Untersatz fehlten bisher Zeit und Geld. Das sollte sich nun ändern und ich erzählte jedem, dass ich ein Motorrad will. Ein Siegerländer Kumpel hatte eben jene ETZ 250 in der Scheune stehen und bei guter Rockmusik in unserer Siegener Stammkneipe „Belle Epoque“ wurden wir uns schnell handelseinig. Die Probefahrt lief erfolgversprechend, trotz des ungewohnten Reng Deng Deng und der Tatsache, dass ich noch nie in meinem Leben ein Motorrad angekickt hatte. 300 DM und die grüne MZ wechselten die Besitzer – und den Kickstarter habe ich in den paar gemeinsamen Jahren auf der Straße mehr als einmal verflucht.

Zwischen Siegerland und Frankfurt waren mein grüner „Blitz“ und ich mit wachsender Begeisterung unterwegs. Bei jedem Tankstopp scharten sich sofort sämtliche anwesenden Herren um die MZ – meist Männer ab 60, die mit leuchtenden Augen von ihren eigenen Erlebnissen mit den unkaputtbaren Ossi-Zweitaktern berichteten. Sie fanden es allesamt super, dass ich als junges Mädchen (ich war damals Ende 20) mit einem soliden Zweirad unterwegs bin statt mit modernem Plastik-Schnickschnack wie die meisten anderen.

MZ Silver Star und Basic, die Nachfolger der ETZ 250

Als Anfängermoped war die MZ eine wunderbare Begleiterin. Klein und wendig im Frankfurter Stadtverkehr, aber durchaus auch für Wochenendbesuche im heimischen Siegerland zu gebrauchen. Zwischen Taunus und Rothaargebirge lernte ich Kurvenfahren, Moped aufheben und dass Lederklamotten zwar cool aussehen, aber doch recht unpraktisch sind. So erlebte die MZ sogar noch meinen Umstieg auf reisetauglichere Textilbekleidung. Aber nach zwei Jahren wurden 250 Kubik und eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h bergab und mit Rückenwind doch irgendwie zu behäbig und etwas Schnelleres musste her.

Beim Siegener BMW-Händler stand eine extrem günstige 500er MZ Silver Star und so wurde die ETZ vorläufig in Rente geschickt. Ein Verkauf hätte sich damals nicht gelohnt und so zog die neue Silver Star zu mir nach Frankfurt und die ETZ wohnte fortan bei meinen Eltern in der Garage.

Die Silver Star hatte zwar E-Starter und viel mehr Power, aber für meinen Geschmack viel zu viel Chrom und außerdem wäre mir ne Enduro damals schon lieber gewesen. So tauschte ich sie weitere zwei Jahre später gegen mein Once und Forever-Motorrad, meine Basic – aber das ist eine andere Geschichte.

Abgemeldet und zerlegt, aber nie vergessen

Die ETZ blieb während meiner kurzen Zeit mit der Silver Star angemeldet. Wenn ich am Wochenende im Siegerland war, holte ich sie auch mal für eine kurze Strecke aus der Garage, aber als die BMW bei mir einzog, stand sie echt nur noch rum, denn die Basic war – und ist auch heute noch – genau das Motorrad, von dem ich immer geträumt habe. Also habe ich die MZ schließlich abgemeldet, verkaufen wollte ich sie aber immer noch nicht.

Irgendwann brauchte mein Vater Platz in der Garage für seine eigenen Schrauberprojekte und fortan standen auf dem Dachboden meiner Eltern neben den mit „Zündapp Bergsteiger“, „NSU“ und „DKW“ beschrifteten Kisten eben auch welche mit der Aufschrift „MZ Birgit“. Der grüne Tank wanderte in den Heizungskeller, wo mein Vater seit Ewigkeiten die Tanks seiner Motorräder aufbewahrt. Und ich bekam sein Versprechen: „Irgendwann baue ich dir die MZ wieder zusammen“.

Irgendwann ist jetzt

Mein Vater wird im September 80 Jahre alt und hat in diesem Jahr das – wie er sagt – letzte große Projekt seiner langen Schrauberkarriere gestartet: Aus all den Kisten auf dem Dachboden will er wieder funktionsfähige Motorräder machen. Den Anfang macht meine ETZ 250. Wenn sie wieder läuft und nach Stuttgart umgezogen ist, kommt die Zündapp Bergsteiger an die Reihe.

Er meint, mit 80 kann er sich langsam zur Ruhe setzen und seine Energie auf den Erhalt seiner beiden Lieblinge konzentrieren, der NSU Lux aus den Fünfzigern und des Opel Kadett von 1961. Beide Oldtimer stehen angemeldet und im Bestzustand in der Garage und zumindest der Kadett wird noch jede Woche bewegt.

Und so waren wir letzte Woche im Siegerland und aus dem Rahmen auf Rädern wurde wieder meine alte MZ. Das vertraute Reng Deng Deng konnten wir allerdings noch nicht hören, weil der Zündfunke bisher fehlt, aber mein Vater ist zuversichtlich, dass wir sie im September mitnehmen können.

Ich bin gespannt und freue mich darauf, wieder Kicken zu lernen 😉

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